Dr. Josip Stjepandić: „M.M. anrufen, wenn Du Kroatien verunglimpfen willst“

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Die größte kroatische Diaspora lebt in Deutschland, dem größten Land der Europäischen Union. Fast eine halbe Million Menschen mit kroatischem Pass und mehrere hunderttausend Menschen, die mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten haben, und ihre Nachkommen leben dauerhaft in Deutschland. Kroaten sind fast ideale Einwanderer: loyal, ruhig, fleißig, unternehmend. Bekanntlich machen die Kroaten keine Probleme, die Kriminalitätsrate ist niedrig, vergleichbar mit der deutschen Bevölkerung. Auch in Kroatien ist es nicht anders. Die Kriminalitätsrate in Kroatien ist die niedrigste in Europa, wie die 3,3 Millionen deutschen Touristen bezeugen können, die jedes Jahr Kroatien besuchen. Der durchschnittliche Deutsche hat also nicht den geringsten Grund, Kroaten als potenziellen Unruhestiftern zu misstrauen.

Kroaten in Deutschland sind nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Unternehmer, vor allem im Baugewerbe und in der Gastronomie. Seit 1981 betreibt Jure Vujčić das Restaurant „Marjan Grill“ (https://marjan-grill.de/) in Berlin. Das Restaurant läuft gut, daher bekommt man nur mit Reservierung einen Tisch. Unter den zahlreichen Gästen war Ende letzten Jahres auch Adi Ćerimagić, ein bosniakischer Aktivist, der bei der ESI (European Stability Initiative, www.esiweb.org) angestellt ist, die sich nach eigenen Angaben für demokratische Institutionen und Menschenrechte einsetzt. Der begründete Verdacht, dass diese edlen Absichten gegenüber den Kroaten nicht gelten, zeigt sich in der Haltung der ESI gegenüber den Kontroversen in Bosnien und Herzegowina, wo sie unverhohlen eine probosniakerische und antikroatische Position vertritt.

Nach eigenen Worten warnte Ćerimagić den Besitzer des Restaurants vor dem kroatischen Wappen an der Fassade des Gebäudes. Seiner Meinung nach ist ein solches Wappen nicht erlaubt, weil es von den “Ustaša” stammt, also sollte es entfernt werden. Der Wirt war damit nicht einverstanden, da es sich um ein historisches kroatisches Wappen handelt, das seit über 500 Jahren ununterbrochen verwendet wird, sodass keine soziale Gruppe ein ausschließliches Recht darauf haben kann. Ein bisschen wie ein Schweizer Kreuz. Über seine Erkenntnisse erzählte Ćerimagić Michael Martens, dem Korrespondenten der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) für Südosteuropa, der sie als Thema für einen Artikel akzeptierte. Martens ist ein kompetenter und erfahrener Journalist, der viele Jahre in Serbien verbracht hat, wo er viel Schlechtes über Kroaten und Kroatien gelernt hat (gegen den Serbien eine permanente Feindschaft hegt), daher präsentiert er in seinen seltenen Artikeln über Kroatien hauptsächlich bekannte serbische Klischees, ohne jegliche Stütze in den Fakten.

Auf Grund solcher Einstellung ist es alleine verdächtig, ein Kroate zu sein, und wenn eine größere Gruppe von Kroaten zusammen mit ihrem Lieblingssänger einen sportlichen Erfolg feiert, dann ist dies absolut verwerflich, auch wenn es keine Ausschreitungen gab (https://www .faz.net/aktuell/politik/ausland/kroatien-feiern-mit-dem-barden-des-hasses-15700926.html). Sachliche Replik wie diese wird von Martens als Werk von Rechtsextremisten abqualifiziert.

Martens nahm die Empfehlung von Ćerimagić an und schrieb einen Artikel mit dem Titel „Restaurantkritik“, 10.3.23, der weniger eine Restaurantkritik als vielmehr eine Kritik an der kroatischen Gesellschaft und insbesondere an Kroaten in Deutschland wie Vujčić ist, die angeblich profaschistisch sind, ohne es selbst zu ahnen.

Hierbei hält sich Martens mit seinem Urteil im Hintergrund und überlässt den Uni-Professoren Ivo Goldstein (Zagreb), Florian Bieber (Graz) und Alexander Korb (Leicester) das Wort, die sich mit immer schärferer Kritik zu übertreffen scheinen.

Der Kern ihrer Kritik besteht darin, dass das kroatische schachbrettartige Wappen, das mit dem ersten weißen Feld beginnt, ausschließlich den Ustaschas gehört. Die Ustascha waren eine militärisch-polizeiliche Formation im Unabhängigen Staat Kroatien (NDH), den Hitler 1941 auf den Ruinen des Königreichs Jugoslawien gründete und darin eine Regierung errichtete, die seine Befehle ausführte, wie z.B. Rassengesetze.

Tatsache ist, dass einige Ustaschas schreckliche Verbrechen begangen, während andere sich dagegen gewehrt haben, so dass ein Viertel der jüdischen Bevölkerung der Vorkriegszeit im NDH gerettet wurde, obwohl sie alle auf Hitlers Befehl ausgerottet hätten werden müssen. Es gibt wenige solche Beispiele in Europa im Zweiten Weltkrieg. Darüber gibt es ein Buch von Esther Gitman: “When Courage Prevailed: The Rescue and Survival of Jews in the Independent State of Croatia 1941–1945”. Martens hat das Buch vor 4 Jahren von mir geschenkt bekommen, aber anscheinend hat er es nicht einmal durchgeblättert. Während des Zweiten Weltkrieges überlebte in Serbien, der eine ähnliche staatliche Verwaltung wie der NDH hatte, fast kein Jude. Bereits 1942 wurde Serbien für „judenfrei“ erklärt. Für Martens ist dies kein Thema.

Goldstein stammt aus einer orthodoxen jugokommunistischen Familie. Es gibt mehrere niederschmetternde Rezensionen seiner Arbeit, zum Beispiel von Dr. Vladimir Geiger (https://hrcak.srce.hr/clanak/351668): „Goldstein hat in seinem letzten Buch über Jasenovac weder „guten Willen“ noch „gesunden Menschenverstand“ bewiesen, im Gegenteil, er lobotomisiert uns weiter, indem er Alles außer dem Willen und der Fähigkeit zu einer wissenschaftlichen Vorgehensweise zum Ausdruck bringt.“

Wenn Goldstein sagt: “Es besteht kein Zweifel, dass sich jeder, der heute ein schachbrettartiges Wappen verwendet, das mit einem weißen Feld beginnt, zum Neo-Ustascha erklärt”, müsste ein seriöser Analyst, wie sich Martens vorstellt, etwa so interpretieren: “Wer auch immer ein schachbrettartiges Wappen verwendet, das mit einem weißen Feld beginnt, zeigt sich als frei denkender Mensch, der sich für die Unterstellungen der Jugo-Kommunisten nicht interessiert”.

Goldstein ist als Fan des kommunistischen Diktators Tito bekannt, deshalb stellte er sein Portrait in seinem Büro auf, als er kroatischer Botschafter in Paris war. Obwohl er ein Anhänger des einen Totalitarismus ist, ist er für die FAZ qualifiziert genug, um einen anderen Totalitarismus zu verurteilen!?

In einem Fernsehinterview im Jahr 2018 behauptete er, dass die Ustascha im März 1945 aus Deutschland eine Spezialmaschine zur Zerkleinerung der Leichen ihrer Opfer erhalten habe, um die Spuren des Verbrechens zu verwischen (https://youtu.be/AhNp1iGKFsk? t=1725). Diese Aussage, die er nicht wiederholte und von niemandem bestätigt werden konnte, brachte ihm den passenden Spitznamen “Knochenmühle” ein.

Florian Bieber, unter anderem dafür bekannt, dass er die sog. Sarajevo-Deklaration über eine gemeinsame Sprache unterzeichnete, wonach Serbisch und Kroatisch eine und dieselbe Sprache seien und damit Kroatisch als eine der Sprachen der Europäischen Union (!) überhaupt nicht existiere. Matica Hrvatska, die führende kroatische Kulturorganisation, betrachtet diese Erklärung als versuchte sprachliche Gewalt (https://www.matica.hr/vijenac/603/sarajevska-deklaracija-novi-je-pokusaj-jezicnog-nasilja-26597/ ). Bieber sagt:

„Das Wappen mit weißem Feld am Beginn signalisiert eine Unterstützung für das Ustascha-Regime oder für rechtsextreme Gruppen, die sich darauf berufen. Die Benutzung des Schachbrettmusters mit dem weißen Feld ist eindeutig mit einer rechtsextremen Bedeutung belegt.“

Professor Bieber offenbart mit dieser kategorischen Aussage seine ganze Oberflächlichkeit und Unkenntnis. Offensichtlich hatte er nie die Verfassung der SFRJ Jugoslawien von 1974 in der Hand, die für die damalige SR Kroatien, ein Bestandteil Jugoslawiens, ein schachbrettartiges Wappen mit einem weißen Anfangsfeld vorschreibt. Ihm zu Folge unterstützte Tito in den letzten Jahren seines Lebens das Ustascha-Regime.

Alexander Korb, ein Holocaust-Professor in Leicester, England, macht die drastische, wenn auch wahre Aussage, offenbar ohne sich deren Konsequenzen bewusst zu sein:

„Die Verwendung der Symbolik ist in erster Linie ein Signal, dass man den ,Unabhängigen Staat Kroatien‘ von 1941 bis 1945 für ein historisch legitimes Projekt hält.“

Genau diese Position vertritt Martens beharrlich, die von Großserben und jugoslawischen Kommunisten stammt: „Da Adolf Hitler 1941 mit seiner spontanen Entscheidung den jahrhundertealten Traum vieler Generationen von Kroaten erfüllt und einen kroatischen Staat gegründet hatte, müsste dieser genauso wie Hitler verschwinden und dauerhaft verboten bleiben! Alle Kroaten müssen bis in alle Ewigkeit leiden, weil eine Gruppe von Kroaten die ihnen im April 1941 urplötzlich von Hitler verliehene Macht missbraucht hat.”

Das schachbrettartige kroatische Wappen stammt aus Österreich im Jahr 1495. Obwohl Heraldiker behaupten, es solle mit dem ersten roten Feld beginnen, das Gold symbolisiert, das wertvoller ist als Silber (weißes Feld), erscheint es ganz natürlich, dass beide Varianten gleichzeitig verwendet werden.

Das betreffende Wappen wurde in allen Ländern verwendet, in denen Kroaten irgendeine Form von Identität hatten (Österreich, Österreich-Ungarn, Königreich Jugoslawien, Unabhängiger Staat Kroatien, SFRJ Jugoslawien). Dazu gibt es auch eine Stellungnahme des Ministeriums für auswärtige und europäische Angelegenheiten der Republik Kroatien, die Martens leider nicht angefordert hat:

„Das historische kroatische Wappen mit einem rot-weißen Schachbrett existiert seit Jahrhunderten in beiden heraldischen Formen, mit einem roten oder weißen Anfangsfeld oben links. Beide Formen werden heute in Kroatien als Symbole an Gebäuden oder in Vereinen verwendet. Aus Sicht der Republik Kroatien kann dieses Wappen nicht als verfassungsfeindliches Symbol angesehen werden, da es als freistehendes Symbol ohne Zusätze auf die Zugehörigkeit zur kroatischen Kultur und Identität verweist und in keiner Weise zu den militärischen Formationen totalitärer Regime.”

Über das schachbrettartige kroatische Wappen sind mehrere Bücher erschienen, zum Beispiel das Buch von Dr. Marija Jareb: “From Checkerboard to Tricolor: Development and Use of the Croatian Coat of Arms and Flag Through the Centuries” aus dem Jahr 2022. Wenn Martens und seine Gesprächspartner nur einen kurzen Blick darauf geworfen hätten, wäre so ein Artikel wohl nicht geschrieben worden. Dr. Jareb selbst schreibt in einem Artikel:

„Wappen und Flaggen ohne diese Ustascha-Ranke sind keine Wappen und Flaggen des NDH. Daher entbehrt die Unterstellung jeder Grundlage, die Fahne mit dem Wappen mit dem anfänglichen weißen Feld, mit der sich die damalige kroatische Präsidentin Kolinda Grabar Kitarović 2016 mit einer Gruppe kroatischer Emigranten fotografierte, als die „Ustascha-Fahne“ zu bezeichnen. Übrigens hatte die Ustaša-Bewegung während des Zweiten Weltkriegs überhaupt keine eigene Flagge, also gab es nie eine Ustaša-Flagge.“

Letztlich bleibt die Frage offen, warum die Regierung der Republik Kroatien die Frage des kroatischen schachbrettartigen Wappens nicht in angemessener Weise (zumindest per Verfügung) geregelt hat. Wenn man bedenkt, dass die Unabhängige Demokratische Serbische Partei (SDSS), die aus den serbischen Aufständischen hervorgegangen ist, die die Kroaten während des 4-jährigen Krieges 1991-95 terrorisierten, und heute versuchen, ihre Kriegsziele mit Friedensmitteln zu verwirklichen, in der kroatischen Regierung und auch in der parlamentarischen Mehrheit vertreten ist, dann überrascht die passive Haltung der kroatischen Regierung nicht, obwohl sie keineswegs akzeptabel und absolut verwerflich ist. Solange dies der Fall ist, ist mit weiteren Angriffen auf kroatische Nationalsymbole zu rechnen.

Die Kombination aus rotem und weißem Feld findet sich in vielen Mustern in Kroatien wieder, besonders im Sport. Designer Boris Ljubičić hat auf dieser Basis viele Anwendungen geschaffen. Darunter zählt auch unser Logo, das nach der Logik von Martens & Co ebenfalls verboten werden sollte, da es mit dem ersten weißen Feld beginnt.

Das kroatische schachbrettartige Wappen ist unter Kroaten in der ganzen Welt so weit verbreitet, dass ein staatlicher Herkunfts- und Echtheitsschutz notwendig wäre. Verunglimpfungen wie dieser Artikel in der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” sind dafür der beste Beweis. Es ist ein Glück, dass deutsche Leser Artikel wie diesen nicht lesen oder seinem Inhalt nicht glauben.

Es ist bedauerlich, dass die FAZ, einst eine sehr respektable Zeitung, die Veröffentlichung von Artikeln zulässt, die den Geist der großserbischen, jugokommunistischen Heuchler und Scharlatane ausstrahlen, frei nach dem Motto: „M.M. anrufen, wenn Du Kroatien verunglimpfen willst.“

 

Dr. Josip Stjepandić

Präsident der Kroatischen Akademie der Wissenschaften und Künste in der Diaspora und der Heimat

Hrvatsko nebo

Dr. Josip Stjepandić: „Nazovi M.M. kad hoćeš oblatiti Hrvatsku”

Call M.M. when you want to smear Croatia

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